Normalerweise mag ich Schwedenkrimis nicht so. Für meinen Geschmack sind sie immer ein wenig seltsam, mit eigenartigen Charakteren, die nicht so mein Fall sind. Doch der Klappentext von „Stille Falle“ hat mich einfach zu neugierig gemacht…
Stille Falle
Leo Asker, Band 1
von
Anders de la Motte
528 Seiten
Klappentext:
Eigentlich steht Kriminalinspektorin Leonore Asker kurz vor der Beförderung: Die Leitung der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö ist ihr so gut wie sicher. Stattdessen wird sie noch während der Ermittlungen in einem spektakulären Entführungsfall in ein Dezernat versetzt, von dem sie noch nie gehört hat: Ihre neuen Kollegen, allesamt Außenseiter und Nerds, nennen es nur »Abteilung für hoffnungslose Fälle«, denn hier landet, was bei der Polizei als unlösbar gilt.
Kurz darauf wird Leo ein Foto zugeschickt, das zwei Figuren in einer Modelleisenbahn-Landschaft zeigt. Das Bild ähnelt verblüffend dem letzten Instagram-Post der beiden entführten Teenager, von deren Fall Leo so abrupt abgezogen wurde. Weil ihre ehemalige Vorgesetzte nichts von Leos neuen Erkenntnissen wissen will, weiht sie ihren Kindheitsfreund Martin Hill ein, einen Experten für Lost Places. Sie ahnt nicht, dass sie ihn damit in größte Gefahr bringt …
Rezension / Meine Meinung:
Leo Asker erhält einen spektakulären Fall auf den Tisch: 2 junge Menschen sind spurlos verschwunden, nachdem sie noch kurz vorher ein Foto gepostet haben. Was ist passiert?
Als Leser folgt man in kurzen Kapiteln den Opfern, sodass man schon weiß, was mit ihnen geschehen ist. Auch das Warum wird schnell klar.
Zu Leos Leidwesen wird eine Spezialeinheit zur Ermittlung hinzugezogen, deren Chef einst mit ihr in Konflikt geriet. Um sich an Leo zu rächen, ist ihm jedes Mittel recht und so wird Leo kurzerhand vom Fall weg-versetzt. Ins Untergeschoss, zu einer Abteilung, die nichts und alles macht. Die Mitarbeiter sind allesamt sehr seltsam, verschlossen und abweisend. Leo kann nichts mehr im Fall der Vermißten tun. Doch dann entdeckt sie bei ihrem Vorgänger seltsame Hinweise, die möglicherweise mit dem neuen Fall zusammenhängen.
Nach und nach setzt sie ein Puzzle zusammen, das einen schrecklichen Verdacht erhärtet: es ist ein Serientäter am Werk. Doch niemand glaubt ihr. Der neue Chefermittler ist eine dominante, schillernde Person, die von allen bewundert wird und an deren Kompetenz niemand zweifelt. Und so muß Leo allein auf die Suche gehen…
Ich war trotz meiner Skepsis gegenüber den kautzigen Charakteren schnell von der Geschichte eingenommen. Der Blick in kleinen Kapiteln zum Täter und dem Opfer machte mich ganz irre.
Das extreme Mobbing und Abkanzeln von Leo in ihrer ehemaligen Abteilung, einschließlich ihrer Chefin, fand ich ein wenig zu krass. Ich hoffe nicht, dass es so etwas wirklich gibt, das würde meinen Glauben an die Polizei wirklich stark erschüttern. Hier wird ein einzelner, von sich extrem überzeugter Ermittler als Allmächtig und Allwissend behandelt und kann dafür sorgen, dass die bei ihm unbeliebte Kollegin ins Abseits geschoben wird und alle weiteren Hinweise von ihr auch von ALLEN ignoriert werden. Zum Glück aber werden diese Szenen eher beiläufig erwähnt und nicht zu stark thematisiert, sonst hätte ich das Buch bereits am Anfang abgebrochen.
Der Täter bleibt weiterhin ein Phantom. Der TROLL, wie er genannt wird, beobachtet, hält sich im Hintergrund und gibt doch dezente, sichtbare Hinweise auf seine Person und seine Taten. Gruselig.
Asker verfolgt ihre Theorie allein und im Verborgenen, erhält sie doch keine Hilfe von offizieller Seite. Nur ihr ehemaliger Freund Hill hilft ihr ein wenig. Bald scheint sie dem Täter sehr nahe zu kommen… zu nahe?
Am Ende war ich echt erschrocken, wie sich die Geschichte entwickelt, welche Rasanz aufkommt und wohin alles führt! DAS hätte ich so nicht erwartet. Konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Der diskreminierende und mobbende Kollege bekommt auch am Ende noch einmal seine Bühne und machte mich mächtig wütend. Nach wie vor bin ich der Meinung, das hätte das Buch nicht nötig gehabt, die Story ist zu gut für diesen ekligen Nebenschauplatz.
Für die dämlichen und für mich unglaubwürdigen Verhalten aller Kollegen ziehe ich einen Stern ab, ansonsten eine mega gute Geschichte mit einem spannenden Set und einer coolen Ermittlerin.
4 Sterne
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