Steinigung

Ein Krimi, der im heißen, staubigen Outback Australiens spielt und dabei deutlich auf die gesellschaftlichen Probleme der Gegend hinweist… politisch, traurig, deprimierend… trotzdem spannend?

Steinigung

von

Peter Papathanasiou

364 Seiten

Steinigung
Bildquelle und Klappentext: Polar Verlag

Klappentext:

Eine Kleinstadt im australischen Outback erwacht zu einem entsetzlichen Verbrechen. Die örtliche Schullehrerin Molly Abbott wird in Cobb, einer kleinen Stadt im australischen Outback, Tod aufgefunden. Zu Tode gesteinigt. Am nördlichen Stadtrand wird das große neue Einwanderungsgefängnis von den Einheimischen misstrauisch beäugt. Die Spannungen zwischen Weißen und Aborigines und auch zwischen Einwanderern im Flüchtlingslager und den Stadtbewohnern sind groß. Detective Sergeant Giorgios „George“ Manolis, der immer noch um den kürzlichen Tod seines Vaters trauert, kehrt in die Heimatstadt seiner Kindheit zurück, um Nachforschungen anzustellen. Bald merkt er, dass sich die Stadt, in der er aufgewachsen ist, verändert hat. Und dies nicht zu ihrem Guten. Cobb gedieh einst, ist aber jetzt arm und heruntergekommen.
Während Manolis versucht, mit der brodelnden Wut einer von Alkohol und Drogen zerstörten Gemeinschaft fertig zu werden, erwachen die Geister seiner Vergangenheit zum Leben. Lebhaft, temporeich und fast gefährlich atmosphärisch ist „Steinigung“ der erste einer neuen Reihe von Outback Noir mit DS Manolis, selbst ein Außenseiter und ein guter Mensch in einer Welt, die zur Hölle gegangen ist.

Meine Meinung / Rezension:

Die Geschichte beginnt grausam. Der Leser erlebt die letzten Minuten von Molly, wie sie zu ihrem Hinrichtungsplatz geschleift und dort brutal gesteinigt wird.

Die örtliche Polizei handelt schnell, sammelt die Beweise ein, macht schnell Fotos und bringt die Leiche weg… bevor die ersten Schaulustigen aus dem Ort eintreffen und die Situation eskaliert. Denn seit ein Flüchtlingslager in dem kleinen Örtchen errichtet wurde, ist die Stimmung mehr als angespannt. Niemand will hier die Ausländer haben, denn sie sorgen ja eh nur für Ärger. Und so beginnt für die Ermittler ein schwieriger Akt zwischen Rassismus, Verleumdung, Aggression gegenüber der Polizei und der Suche nach dem wahren Schuldigen.

Eine Geschichte, die nicht mit brillanter Polizeiarbeit glänzt, in der nicht die neueste Technik der Beweisführung zum Einsatz kommt und in der die Ermittler auch nur Menschen mit Schwächen und Vorurteilen sind.

Der aus der Stadt hinzugezogene Detective Manolis kämpft sich durch den Sumpf aus rassistischen Anfeindungen von 3 Seiten. Da gibt es die Whitefellas, die Weißen, die alle Schuld auf die Ausländer im neuen Flüchtlingsheim schieben. Dann die Blackfellas, die Aborigines, die die Weißen beschimpfen und offenen Hass zur Schau stellen. Und dann die Flüchtlinge, die mit der Ermordeten zu tun hatten, aber durch den Schutz der Regierung kaum zu befragen sind und eher wie Gefangene behandelt werden.

Und zwischen allen Parteien scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, sich nicht gegenseitig zu stören, sich aus dem Weg zu gehen und möglichst vor Allem die Augen zu verschließen. Hier wird auf Verdacht Selbstjustiz geübt und nicht nach Vorschrift ermittelt.

Keine leichte Aufgabe für einen „aus der Stadt“, der ganz andere Ermittlungsmethoden gewohnt ist. Doch Manolis ist gewillt, den Fall so abzuschließen, dass der oder die Täter rechtskräftig verurteilt werden könnte.

Sicher ist es eine eher deprimierende Geschichte, die von der Hitze des Outbacks, dem Dreck, dem Alkohol und geplatzten Erwartungen überquillt. Doch irgendwie macht genau das die Story so authentisch. Allerdings hätte ich nach Lesen der Geschichte jetzt sehr wenig Lust, diese Gegend zu bereisen. 😉 Die Bewohner des Ortes sind mürrisch, aggressiv, ständig betrunken und Fremden gegenüber eher misstrauisch.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, stetig und überraschend. Die bedrückende Stimmung lastet bis zur letzten Seite auf dem Buch und auch die brutale Auflösung des Falles ist eher deprimierend als erlösend. Und doch hat dieser Krimi einen ganz eigenen, wenn auch schmutzigen, menschenverachtenden Charme.

Das Buch war anders, als erwartet, keine leichte Kost, weil politisch brisant, ohne politische Stellung zu beziehen. Der Autor bleibt erstaunlich neutral, sodass der Leser sich eine ganz eigene Meinung zu den Zuständen bilden kann. Und das ist ihm auch hervorragend gelungen!

5 Sterne

5 Sterne

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