Heute habe ich eine ganz besondere Lektüre für euch: Ein Theaterstück! Ja, sicher keine leichte Kost, sicher nicht jedermanns Sache… aber… man soll sich ja auch neuen Themen nicht verschließen…
Das Buch enthält zwei unterschiedliche Stücke. Einmal einen monolog-artigen Text eines Beamten, der in seiner Dienststelle vor sich hin schwadroniert und so vom 100sten ins 1000ste kommt…
Und dann noch eine
Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten
und
Einladung zum Klassentreffen
von
Martin Schörle
119 Seiten
Klappentext:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist.
Mit einer Lesung aus seinem Stück war Schörle 2008 beim Autorenwettbewerb »Perlen vor die Säue« im Literaturhaus Hamburg erfolgreich (2. Platz von acht Finalteilnehmern aus insgesamt rund 100 eingereichten Beiträgen). Das Stück wurde außerdem im Rahmen der »Hamburger Theaternacht« als offizieller Beitrag des Hamburger Sprechwerks von »Caveman« Erik Schäffler auszugsweise gelesen. –
»Einladung zum Klassentreffen« In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle … Inhaltlich eine Liebesgeschichte wagt das Stück den Spagat zwischen Komik & Tragik, Lachen & Weinen.
»Einladung zum Klassentreffen« wurde vom Publikum beim Wettbewerb »Stücke Schießen – Neue Dramatik. Neue Autoren. Neue Theatertexte« der Theaterliga zum Gewinnertext gekürt und erreichte bei der Spielplanwahl 2012/2013 des Thalia Theaters Hamburg den 8. Platz.
Meine Meinung:
Der Beamten-Monolog: Der Leser wird hier hinein versetzt in eine imaginäre Bühne mit einem Büro und einem recht verschrobenen Beamten. Das Bühenbild wechselt bei der gesamten Geschichte nicht. Das ist die erste Besonderheit. Außerdem ist Fredenbeks Gedankenwelt, an der er den Leser teilhaben lässt, sehr verworren.
Verschachtelte Sätze, abschweifende Gedanken, abstrakte Vorstellungen… wechseln mit kleingeistigem, aber sehr intelligentem Verhalten…
Die Story ist weniger lustig, die Satire eher bissig und auch nachdenklich. Hat man sich einmal auf Fredenbeks Gedankenwirrwar eingelassen, fällt das Lesen recht leicht und die Kommentare zum Bühnenbild und Interaktion mit dem Publikum sorgten bei mir dafür, dass die Szene bildlich vor meinem geistigen Auge ablief.
Ich konnte mich sehr gut in die Situation hinein versetzten, allerdings ist das keine Geschichte, die man mal so eben nebenbei liest. Man sollte sich wirklich in die Theaterkulisse hinein fallen lassen.
Kleine, gemeine Pointen wurden gezielt gesetzt, der bissige Humor traf genau meinen Geschmack und den Schluss fand ich echt witzig!
Dieser Geschichte würde ich 4 Sterne geben, denn mir fehlte hier ein wenig die Abwechslung. Theaterstücke mit nur einem Bühnenbild und im Monolog-Stil sind doch recht speziell und nicht ganz so meins. Aber die Idee ist schon cool.
Das Klassentreffen spielt in einem Zugabteil. Hier telefonieren eine Frau mit einem Mann und einige Passanten im Nebenabteil hören (un)freiwillig mit 😉
Carsten ruft Marina an und nun lauscht der Leser dem Telefonat der beiden. Soweit zur Story.
Im Grunde will Carsten Marina nur zum bevorstehenden Klassentreffen einladen.. doch die beiden kommen sozusagen vom 100sten ins 1000ste und nach und nach kommen alte Gefühle wieder zutage.
Es wird über den Ex-Mann gesprochen, über Mißverständnisse in der Beziehung, über alte Freunde, über Fehler und Sorgen… und eben auch über alte und neue Gefühle.
Es gibt kurze Rückblicke und Gedankenblitze, die ich mir auf der Bühne eher schwer und ein wenig hektisch umgesetzt vorstellen kann.
Die Story hat einen guten Fluß und ist schlüssig, am Ende vielleicht ein wenig zu sehr Klischee… aber sie liest sich sehr flüssig.
Hier muß man sich auf ein eher einfaches Bühnenbild mit einem typischen Mann-Frau-hin-her-Telefongespräch als Dialog einstellen.
Ich hätte mir noch mehr Interaktion mit den Mitreisenden gewünscht, das hätte der Geschichte ein wenig mehr Bewegung gegeben.
Aber Alles in Allem ist es eine schöne Geschichte aus dem Leben… ohne große Aufreger oder Überraschungen.
4 Sterne auch dafür.
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