Ein melancholisches Werk über Ehre, Stolz und die Frage, wann man die eigene Sicherheit und die der Familie über den Stolz stellen sollte und wann es Zeit ist, sich zu widersetzen…
Moorläufer, im Reich des letzten Drachen
von
Boris Koch
400 Seiten
Klappentext:
Nur in den gewaltigen nebelverhangenen Schwarzmooren am Rand des Königreichs ist jener besondere Torf zu finden, der die magischen Feuer der Alchymisten nährt. Jeden Tag riskieren die Torfstecher aus der abgelegenen Stadt Nebelbruch ihr Leben für das wertvolle Gut, denn im Moor lauert der Tod in mannigfaltiger Gestalt: Ein falscher Schritt, und man versinkt in der schwarzen Tiefe oder wird von fleischfressenden Sumpfkriechern angefallen. Nachts locken Irrlichter die Unvorsichtigen und Einsamen ins Verderben, und im dunklen Herz der Schwarzmoore haust der Letzte der grausamen Drachen: der sagenumwobene Nachtwyrm.
Immer wieder tötet die Bestie Menschen, und auch die Schwester des jungen Milan fällt ihr zum Opfer – einen Moordiamanten in der Hand, gestohlenes Eigentum des Königs. Die Wut über den Diebstahl trifft Milans gesamte Familie hart. Seine Eltern sind gebrochen und geben ihm die Schuld, dass seine Schwester zur Diebin wurde. Und er, geplagt von Alpträumen, schafft es nicht, die Vorwürfe abzuschütteln.
Gefangen zwischen Schuldgefühlen und Rachegedanken durchstreift Milan auf längst vergessenen Pfaden das Moor – ohne die Wahrheit über sich selbst zu ahnen.
Und der Nachtwyrm ist weiterhin hungrig …
Meine Meinung / Rezension:
Die eher traurige Geschichte handelt von einem Ort, an dem die Torfstecher zum Reichtum und Überleben des angrenzenden Ortes wichtig sind, diese aber von den Bewohnern herablassend und wie Abschaum behandelt werden. Es handelt sich um einfache Menschen, die in Armut leben, am Rande der Gesellschaft und am Rande des Ortes. Denn selbst ihre Häuser stehen nicht im Ort, sondern am Rande des Moores. Einzig ihr Stolz ist ihnen geblieben. Sie sind stolz darauf, Torfstecher zu sein und für die Gemeinschaft und den König den Wohlstand zu sichern.
Der junge Milan kann es kaum erwarten, selbst ein Torfstecher zu werden. Seine große Schwester darf schon ins Moor und er ist stolz auf sie. Doch eines Nachts verschwindet sie und Milan, der dies mitbekommt, lässt sie ziehen. Der Junge vermutet einen Verehrer, den sie treffen möchte und will ihr diese Freiheit lassen.
Doch dann wird ihre vom Nachtwyrm verstümmelte Leiche gefunden und es kommt heraus, dass sie einen Moordiamanten gefunden und behalten hat! Dies ist natürlich eine schlimme Tat, denn alle Diamanten gehören dem König und müssen unverzüglich abgegeben werden. Als nun also der Diebstahl auffliegt, wird die Familie geächtet. Und die Eltern machen Milan dafür verantwortlich! ER hätte seine Schwester aufhalten müssen, auch wenn er beteuert, nichts von ihrem Diebstahl gewusst zu haben. So lebt der Junge also jahrelang mit der Schuld.
Auch als er endlich ein echter Torfstecher wird, enden die Schuldzuweisungen nicht und bald ist Milan verzweifelt und ist sich selbst nicht mehr sicher, ob er nun Schuld trägt oder nicht.
Und so streift er durch die Moore, immer weiter und weiter hinaus, wo sich bisher noch kein Torfstecher hin gewagt hat, aus Angst vor dem Nachtwyrm. Er bekommt lebensgefährliche Aufgaben, nur um ihn zu ärgern und ist bald ein einsamer Moorläufer.
Doch plötzlich ändert sich sein Leben und es scheint, dass er doch noch eine Zukunft hat!
Eine Geschichte, die geprägt ist von Aberglaube, falschem Stolz, starkem Klassendenken und Neid.
Es hat mich berührt, wie Milan sein Schicksal meistert, wie er zwar immer wieder mit sich hadert, sich infrage stellt aber trotzdem nie aufgibt. Er glaubt an eine bessere Zukunft, auch wenn er nicht weiß, wie diese zu erreichen wäre.
Eine emotionale, eher unaufgeregte und spannende Geschichte, die mich bewegt hat.
5 Sterne
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