Mit „Views“ hat Marc-Uwe Kling einmal keine witzige Satire geschaffen, sondern einen gesellschaftskritischen Thriller. Ich war gespannt, ob ich den Ernst der Geschichte fühlen kann..

ungekürzte Lesung von Marc-Uwe Kling Laufzeit: 370 Minuten

Klappentext:

Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet spurlos. Drei Tage später taucht sie in einem verstörend brutalen Video wieder auf, welches in atemberaubendem Tempo viral geht. BKA Kommissarin Yasira Saad soll Lena finden und die Täter identifizieren. Ihr bleibt wenig Zeit, denn schon gibt es erste gewalttätige Demonstrationen in deutschen Städten. Eine rechtsradikale Gruppierung namens »Aktiver Heimatschutz« gewinnt rasant an Zulauf. Kann Yasira die Täter verhaften, bevor der Lynchmob zuschlägt und der Rechtsstaat zu wanken beginnt?

Rezension / Meine Meinung:

Ich gebe ehrlich zu, ich hatte so meine Schwierigkeiten, die Stimme von Marc-Uwe Kling mit einem so ernsten Thema in Verbindung zu bringen. Immer wieder erwartete ich einen Joke. Das hat sich leider auch bis zum Schluss nicht geändert.

Es beginnt wie häufig: im Internet taucht das Video eines Verbrechens auf, in dem die Täter durch Hautfarbe und Sprache offensichtlich als „nicht deutsch“ erkennbar sind. Und wie so oft beginnt im Netz eine Hetzjagd auf Jeden, der diesem Täterprofil auch nur annähnernd ähnelt. Yasira, Kommissarin beim BKA soll den Fall übernehmen, denn, so die obere Chefetage, wer könnte besser beweisen, dass beim BKA kein Rassismus herrscht, als eine Frau, deren Eltern nicht in Deutschland geboren sind.

Auch wenn Yasira diese Argumente nerven ist sie ehrgeizig genug, dass sie dem Fall größte Beachtung schenkt und sich auch denken kann, was dieses Video mit den Menschen anstellen wird. Zitat: „Das ist eine Bombe!“

Die Medien überschlagen sich mit fanatischen, rassistischen Naziparolen und schnell schaukelt sich die Atmosphäre immer weiter auf.

Es wird immer wieder Bezug auf tatsächliche Ereignisse genommen, wie zum Beispiel die versuchte „Erstürmung“ des Reichstages. Wie schnell sich Medien und Mitläufer beeinflussen lassen, ist wirklich erschreckend und leider sehr aktuell.

Der Fall um das vergewaltigte Mädchen nimmt immer mehr bizarre Formen an, es kommt zu Selbstjustiz und zu einem erschreckenden Verdacht!

Das Ende ist extrem, extrem erschreckend, extrem böse, extrem gewalttätig und extrem traurig…. so weit ist es gekommen, in einer Welt, in der scheinbar alle alles wissen und alle offen ihre Meinung kundtun können/wollen/müssen!

Zurück bleibt ein bitterer Beigeschmack und ein mulmiges Gefühl für die Zukunft.

5 Sterne

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