Der Buchtitel „Ein Mann zum Vergraben“ hat eigentlich schon ausgereicht, um mich neugirig auf dieses Buch zu machen. Klingt nach einer unterhaltsamen, spannenden und bösen Lektüre.
Ein Mann zum Vergraben
von
Alexia Casale
432 Seiten
Klappentext:
Wie werde ich seine Leiche los? Diese Frage stellt sich Sally, als sie mit der blutbeschmierten, gusseisernen Pfanne vor der Leiche ihres Ehemanns steht. Ihn zu erschlagen, hatte sie nicht geplant. Eigentlich sollte sie jetzt die Polizei rufen. Eigentlich. Doch stattdessen genehmigt sie sich erst einmal ein schönes Stück Kuchen und lässt sich ein Schaumbad ein. Wenig Grund zur Trauer haben auch Ruth, Samira und Janey, die ebenfalls ihre tyrannischen Ehemänner entsorgen müssen. Dieses ungewöhnliche Problem schweißt zusammen: Die vier Frauen gründen eine Selbsthilfegruppe der besonderen Art – den Club der heimlichen Witwen. Und entwickeln dabei ungeahnte Kreativität.
Rezension / Meine Meinung:
Am Anfang war ich schockiert. Ich erwartete nach dem Klappentext eine leichte Lektüre, doch wie es zum „Unfall“ mit der Bratpfanne kam, ist doch alles andere als leicht. Denn Sally hatte es in ihrer Ehe schwerer als die blutige, gusseiserne Pfanne in ihrer Hand. Sofort kochte Wut in mir hoch und ich dachte: JA, er hat es verdient!! … ups… darf man das?
Nach und nach kommen weitere Protagonistinnen ins Bild, Frauen, die von ihren Männern misshandelt werden, Opfer an Leib und Leben in Kauf nehmen, um ihre Männer zu beruhigen oder ihre Kinder zu schützen. Und es regt sich Widerstand!
Sally hat nun also eine Leiche in der Küche und überlegt, wie sie diese los wird… und dabei kommt es zu skurilen Situationen, zu doch recht amysanten Momenten, bei all der Tragik. Einerseits ist es schon etwas witzig, wie sie versucht, den Gestank zu überdecken und sich Gedanken macht, was sie nun mit ihrem verstorbenen Gatten anfängt. Andererseits wird aber nie aus den Augen gelassen, dass es sich um einen Toten handelt, einen Ehemann, einen Vater, einen Sohn. Es handelt sich also nicht um einen Slapstick-Roman, sondern eine satirisches Drama, würde ich es nennen.
Bald schon wird klar, Sally ist nicht die einzige Frau, die mit häuslicher Gewalt zu kämpfen hat… und sie ist auch nicht die Einzige, die ihren gewalttätigen Ehemann los geworden ist. Nach sehr skurilen Begegnungen sitzen am Ende 4 geheime Witwen zusammen und überlegen, wie man die Leichen unauffällig los wird und wie man das Verschwinden von 4 Männern erklären könnte. Eine Zeitlang geht es gut, denn es herrscht Corona-Lockdown. Doch es gibt eine Deadline…
Die Frauen ersinnen also gemeinsam Pläne, wie man 4 Leichen los wird und, ungleich schwerer, wie man das Verschwinden von 4 Männern gleichzeitig glaubhaft machen kann. Auch hier kommt es zu einigen witzigen Begebenheiten, aber auch zu tragischen Geständnissen und traurigen Momenten. Ich fand es sehr gut, dass bei aller Ironie nie aus den Augen gelassen wird, dass die Frauen großes Leid erfahren haben, das sie stark geprägt hat und die neue äußere Freiheit erst langsam auch zu einer inneren Freiheit werden wird.
Eine tragische Komödie, die zeigt, wie schwer es ist, von Außen das Leid von mißhandelten Frauen zu erkennen und wie schwer es außerdem ist, als Opfer Hilfe zu finden und zu fordern.
Ich habe wirklich mit den Frauen gelitten, gehofft und gebetet, dass sie unentdeckt aus der Geschichte heraus kommen.. sicher ist Mord keine Lösung, doch …
5 sehr emotionale Sterne.
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