Salvinas Träume

Ein eher unscheinbares Cover und ein schlichter Titel. Was verbirgt sich hinter diesem Buch? Eine Mischung aus Traum und Wirklichkeit? Ich war ein wenig skeptisch doch auch neugierig. Ich wollte nicht zu viel erwarten und fand ein Buch, das mich mit leisen Tönen in seinen Bann gezogen hat… und nicht mehr losgelassen…

Salvinas Träume

von

Stefan von der Weide

(ca. 383 Seiten)

Klappentext:

Ein Roman wie eine emotionale Reise, getragen von Bildern, Stimmungen und Gefühlen. Geschrieben in einer Sprache, die Raum und Zeit vergessen lässt. Ein psychologisches Meisterwerk mit kraftvollen Impressionen, starken Charakteren und überraschenden Wendungen.

Salvina zieht den Leser in ihren Bann, sie lässt ihn eintauchen in ihre Welten von Einsamkeit, Sehnsucht und Traurigkeit. Ihre Träume und Phantasien bereichern ihr tristes Leben. Eines Tages entdeckt sie im Lager ihres Antiquitätengeschäfts, das sie von ihrem Vater geerbt hatte, ein Gemälde von einem achtjährigen Mädchen, das sie sehr inspiriert, und das ihr Vater vor ihr versteckt hatte. Salvina beginnt, von diesem Mädchen zu träumen. Dank des Gemäldes lernt sie Dominik kennen, der mit diesem Mädchen befreundet war. Ein dramatisches Ereignis während dieser Zeit ließ Dominik jegliche Erinnerung an die Zeit mit dem Mädchen verlieren.

Salvinas Träume weiten sich aus auf die Zeit der Freundschaft zwischen Dominik und dem Mädchen, und es gelingt ihr, Dominiks Erinnerung Stück für Stück wiederzubeleben. Sie verschmilzt in ihren Träumen mehr und mehr mit der Person des Mädchens und durchlebt im Traum das dramatische Ereignis dieser längst vergangenen Zeit.

Auf bildhaft-eindrückliche Weise beschreibt der Autor, wie sich Salvinas Träume Zugang zu Dominiks Unbewusstem verschaffen und dadurch sein Geheimnis aufdecken. Ein Geheimnis, das Salvina, Dominik und das Mädchen auf tragische Weise miteinander verbindet.

Meine Meinung:

Die ersten 20 Seiten des Buches war ich ein wenig gespalten, was ich von Salvina und ihrer Traumwelt halten soll. Sie ist mit sich und ihrem Leben extrem unzufrieden und weiß doch nicht, wie sie dies ändern soll. Ab Seite 35 hatte mich das Buch dann aber am Haken! Salvina findet eine alte Truhe im Nachlaß ihres Vaters. Was hat ihr Vater dort vor ihr versteckt? Warum war es ihm so wichtig, dass Salvina nie den Inhalt der Truhe sieht?

Die Mischung aus Salvinas Traumwelt, die sie sich erschafft, um ihrer Einsamkeit zu entfliegen, und die harte, langweilige und triste Wirklichkeit scheinbar ohne Perspektive für die junge Frau, machen einen ganz besonderen Reiz des Buches aus. Ja, Salvina ist extrem unzufrieden und dabei sehr melancholisch. Doch ist sie auch realistisch genug um einzusehen, dass sie selbst Schuld an ihrer Einsamkeit und ihrer Unzufriedenheit ist. Nur sie selbst könnte dies ändern. Doch sie kann sich nicht aufraffen.

So erkennt man sich teilweise selbst in Salvina. Wem ging es nicht schon so, dass er mit allem unzufrieden war und sich selbst bedauert hat und in Selbstmitleid gesuhlt hat und dabei doch genau wußte, dass man nur selbst einen Schritt raus machen muß, aus der Eintönigkeit. Doch manchmal hat man Angst vor dem, was DANN kommen wird. Wird es dann wirklich besser? Oder ist auch die „andere“ Seite der Medaillie langweilig und trist?

Spannend geht es zu, wenn Salvina in ihren Träumen Dinge erlebt, die sich dann plötzlich als wahr herausstellen. Und so träumt sie von einem Jungen, den sie als Mann später kennenlernt. Sie träumt von einem Mädchen, welches sich als frühere Schulfreundin des Mannes herausstellt. Und sie träumt von Begebenheiten, die die beiden wirklich erlebt haben.

Doch was hat es wirklich auf mit Salvinas Träumen und was hat sie selbst mit den beiden zu tun?

ICH fand das unheimlich spannend. Auch, wie diese Erkenntnisse Salvinas Leben beeinflussen und sie hin und her gerissen ist zwischen dem Wunsch, die Vergangenheit in allen Einzelheiten herauszufinden und andererseits aber die Gegenwart zu genießen.

Mit Dominik tritt eine ganz neue Realität in Salvinas Leben. Bisher war sie in ihrem Selbstmitleid gefangen, ist Vegetarierin aus Leidenschaft, ist wütend über die Ungerechtigkeit in der Welt. Dann kommt Dominik und führt ihr vor Augen, wie scheinheilig es ist, zwar Tiere nicht für Essen töten zu wollen, doch Salat zu essen, der ja auch LEBT. Außerdem sterbe viele Insekten, damit ihr Salat so herrlich schön auf den Tisch kommt. Er vertritt den Standpunkt, dass man nicht jedem Menschen in Not helfen kann und dass der Mensch sich nur selbst helfen kann. Und mit jedem dieser kontroversen Gespräche wird man auch als Leser mal auf diese und mal auf jene „Seite“ gezogen. Jeder der Beiden hat ein Recht auf seine Meinung und an vielen Stellen haben beide Recht.

 Faszinierend ist, dass der Autor sich nicht auf eine Seite stellt. Alle Dialoge und Disskussionen enden offen.

Und so steigert sich die Handlung in leisen aber dramatischen Begebenheiten zu einem unglaublichen, unvorhersehbaren und erschreckenden Showdown!!

Ein außergewöhnliches Buch, das mich mit seiner ruhigen, poetischen und geheimnisvollen Art nicht mehr losgelassen hat.

Eine unbedingte Leseempfehlung!!!!

Von mir ganz klare

5 geheimnisvolle Sterne.

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