Christine Jaeggi, von der ich zuletzt „Die Meisterdiebin“ gelesen habe, begeistert mich immer wieder damit, wie sie Geschichte empathisch und fühlbar vermittelt. Durch ihre wundervoll ausgestalteten Protagonisten kann man sich direkt in die Geschichte hinein versetzen. Und so ist es auch in
Die Kastanienschwestern
von
Christine Jaeggi
432 Seiten

Klappentext:
Cara ist Hobbyautorin, kann aber vom Schreiben allein nicht leben. Sie arbeitet zusätzlich als Fitnesstrainerin, um sich und ihre 13-jährige Tochter Lily so durchzuschlagen.
Als ihr angeboten wird, die Geschichte eines traditionsreichen Weinguts in ihrem Heimatdorf Morcote aufzuschreiben, will Cara zunächst ablehnen. Zu tief sitzen die Schatten ihrer Vergangenheit: Ihre Schwester Neve kam dort vor zwanzig Jahren bei einem Unfall ums Leben. Zudem ist Cara mit Casimiro Casoli – dem Weinguterben und Vater ihrer Tochter – zerstritten. Doch für ihre Tochter wagt Cara den Schritt zurück in die Heimat. Zunächst läuft alles besser als erwartet, bis sie auf ein altes Rezeptbuch stößt, das auf ein Familiengeheimnis hindeutet. Hat es gar etwas mit Neves Tod zu tun? Und welche Rolle spielt die mysteriöse Einsiedlerin, die als »Kastanienfrau« bekannt ist?
Rezension / Meine Meinung:
Die Geschichte gliedert sich in 2 Zeitstränge. Da wäre zum Einen in der Gegenwart Cara und ihre Tochter Lily. Für Lily würde Cara alles tun und so kehrt sie in die Abgeschiedenheit des Weingutes zurück, aus dem sie nach der Trennung von Caras Vater geflüchtet ist. Denn ihr Traum in der Stadt ist geplatzt und sie braucht eine Möglichkeit, wieder auf die Beine zu kommen. Lily hingegen freut sich auf das Landleben, ihren Vater und die geliebte Großmutter, die sie verwöhnt. Cara ist skeptisch und wird nicht von Allen mit offenen Armen empfangen.
Im 2. Zeitstrang erlebt man die beiden Schwestern Valentina und Mella, die im Jahre 1942 im italienischen Örtchen Santa Castagna allein ihr Leben meistern müssen. Sie sammeln in den Wäldern Kastanien, die zu Mehl verarbeitet werden und für Brot und Kuchen unersetzlich sind, in diesen schweren Zeiten. Doch nach einem verhängnisvollen Ereignis in den Wäldern verändert sich alles.
Das harte Leben der Frauen in Kriegszeiten ist sehr anschaulich beschrieben und so fühlt man sich mittendrin. Ich habe mit Mella und Valentina gelitten, gehofft und gezittert. Die Frauen nehmen viel auf sich, um sich und ihre Lieben zu schützen. Doch als der Krieg voran schreitet und Partisanen in den Wäldern zum Widerstand aufrufen, gerät die fragile Ruhe aus dem Gleichgewicht. Es kommt zu dramatischen Geschehnissen und die Schwestern werden auf eine harte Probe gestellt. Jede muss für sich entscheiden, welchen Weg sie gehen will. Mit fatalen Folgen für ihr gesamtes Leben!
Cara ist unterdessen auf dem Weingut damit beschäftigt, ein Buch über die Geschichte des Gutes zu schreiben. Dabei stößt sie auf ein rätselhaftes Backbuch. Wem gehörte es und was hat diese Frau mit dem Weingut zu tun? Auch den grausamen Tod von Caras Schwester vor vielen Jahren hat diese immer noch nicht verwunden und ist nach wie vor überzeugt, dass es kein Unfall war. Was verschweigt die Familie und was ist damals wirklich passiert?
Viele Geheimnisse, viele emotionale Momente, ich war im Sog der Geschichte gefangen….
Immer wieder, wenn man denkt, die Zusammenhänge zu kennen, ergibt sich ein neues Geheimnis, eine neue Erkenntnis und neue Wendungen. Und am Ende… bleiben Überraschung, Trauer und Hoffnung…
Was für eine wundervolle, traurige, erschreckende und liebevolle Geschichte.
5 Sterne

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